Beste Ausblicke, interessante Einblicke. Im Jahr der Kulturhauptstadt öffnet der Rote Turm seine Pforten zu ausgewählten Terminen.
Der Rote Turm in Chemnitz ist eines der ältesten erhaltenen Bauwerke der Stadt und ein bedeutendes Wahrzeichen. Seine Ursprünge reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, als er als Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung errichtet wurde. Ursprünglich als Wohn- und Wehrturm am sich entwickelnden Markt noch vor der Entstehung der Stadt errichtet, später in die Stadtmauer einbezogen, blieb er Jahrhunderte Ort der Gerichtsbarkeit und diente als Gefängnis. Im Laufe der Jahrhunderte überstand der Rote Turm zahlreiche Veränderungen und wurde zu einem Symbol für die wechselvolle Geschichte der Stadt. Heute ist er nicht nur ein architektonisches Juwel, sondern auch ein kultureller Anziehungspunkt, der Einheimische und Besucher gleichermaßen fasziniert. Mit seiner markanten Fassade und zentralen Lage spiegelt er die historischen Wurzeln von Chemnitz wider und steht im Kontrast zur modernen Entwicklung der Stadt.
Namensgebend für den Turm war sehr wahrscheinlich der für das Mauerwerk verwendete Chemnitzer Porphyrtuff – ein rötliches Vulkangestein. Die Farbe „Rot“ spielte allerdings auch bei der am Ende des 15. Jahrhunderts vorgenommenen Erhöhung eine Rolle, als das aus Backstein bestehende Obergeschoss aufgesetzt wurde. Eine andere Bedeutungsebene könnte aber auch sein Wirken als Teil der Chemnitzer Gerichtsbarkeit sein, denn hier wurden vor langer Zeit sogar Todesurteile gefällt.
Der Rote Turm beherbergt die Ausstellung "Große Chemnitzer", die bedeutende Persönlichkeiten der Stadtgeschichte würdigt, ebenso wie der am Turm befindliche Walk of Fame. Seit 2012 werden hier durch den Rotary Club Chemnitz jährlich neue Persönlichkeiten gewürdigt, die durch ihr Leben und Wirken die Entwicklung von Chemnitz maßgeblich geprägt haben. Zu den geehrten Persönlichkeiten gehören unter anderem der visionäre Industrielle Richard Hartmann, der als „Sächsischer Lokomotivenkönig” bekannt wurde, und der Maler Karl Schmidt-Rottluff, ein Mitbegründer der Künstlergruppe „Brücke”.
Neben Porträts und Biografien veranschaulichen multimediale Elemente die historischen Hintergründe und schaffen ein lebendiges Bild der Stadtgeschichte. Die Ausstellung lädt Besucher ein, die kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt von Chemnitz zu entdecken und sich mit den Wurzeln der Stadt zu verbinden. Sie ist ein Ort des Gedenkens und der Inspiration, der Vergangenheit und Gegenwart auf einzigartige Weise miteinander verbindet.
Im obersten Geschoss des Roten Turms lädt ein kunstvoll gestalteter Stahltisch dazu ein, die Chemnitzer Kultur-, Industrie- und Stadtgeschichte auf neue Weise zu entdecken. Als multimedialer Einstiegspunkt bietet er Raum für Reflexion, Austausch und den Blick in die Vergangenheit – an einem der ältesten Orte der Stadt.
Die vier skulpturalen Tischbeine wurden im September 2024 auf Schloss Wolkenburg entworfen und gegossen – dem Ursprungsort des Sächsischen Eisengusses. Zwei Künstlerinnen aus Sachsen und zwei Künstler aus Wrocław/Breslau arbeiteten dort mit historischen und modernen Techniken. Ein selbstgebauter Kupola-Ofen, befeuert mit Alteisenschrott aus der Bevölkerung, wurde zur zentralen Gießanlage des Projekts.
Der stabile Tischrahmen stammt vom Basler Schmied Andreas Glaser. Für seine anspruchsvolle Handwerkskunst wurde er in der Schweiz sogar mit einer Briefmarke geehrt – unter anderem für Werke wie das Hauptbahnhof-Emblem in Basel oder den Schweizer Biennale-Auftritt in Venedig.
Anna Franziska Schwarzbach
Die dienstälteste Bildhauerin der Gruppe vereint in ihrem Tischbein Elemente eines Selbstporträts mit der Kurfürstin und der Freifrau von Löwendal – Galionsfigur der Eisengießerei in Lauchhammer. Ihre bevorzugte, rau belassene Oberfläche erzählt Geschichte durch Material. Ihre Werke sind 2025 im Museum in Lauchhammer zu sehen.
Dr. Michał Staszczak
Professor an der Kunstakademie Wrocław und Experte für Metallguss. Seine verschlungenen Rosenstängel erinnern an das grüne Umland des Turms, aber auch an seine Zeit als Gefängnis. Die Form zitiert das historische Eisengitter, durch das früher Insassen Nahrung reichten.
Susanne Roewer
Bildhauerin und Materialwissenschaftlerin, leitete zuletzt eine internationale Konferenz für Eisenkunstguss. Ihr Tischbein verbindet den Chemnitzer Porphyr mit Eisen und trägt versilberte Falter – Symbol für Aufstieg und Erinnerung zugleich. 2025 zeigt sie auf einer Kunstmesse in Mexico-City Arbeiten zu Bergbau und Kulturgeschichte.
Paweł Czekański
Der jüngste Teilnehmer des Projekts verwandelt Gusseisen in zwei fotorealistisch wirkende Gemüsewurzeln. Auf den ersten Blick gedrechselt, zeigen sie bei genauerem Hinsehen Spuren wie von Bissen – ein Spiel mit Natur, Zivilisation und kultureller Prägung.
Der Tisch vereint künstlerisches Handwerk, historische Tiefe und zeitgenössische Perspektiven. Seine Entstehung verweist auf Georgius Agricola, den sächsischen Vater der Mineralogie. Dessen Zweifel am technologischen Fortschritt gipfelten in der Erkenntnis: Wurzelloser Wandel schadet – doch Stillstand unter dem „Tisch der Traditionen“ ebenso.
So eröffnet der Tisch im Roten Turm mehr als nur Aussicht – er lädt ein zu Einsicht und Weiterdenken.
Die AG Roter Turm Chemnitz e.V. widmet sich mit Leidenschaft dem ältesten historischen Wahrzeichen der Stadt Chemnitz: dem Roten Turm. Unser Ziel ist es, dieses beeindruckende Denkmal für alle Menschen erlebbar zu machen und gleichzeitig die Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Chemnitz lebendig zu vermitteln.
Mitmachen und unterstützen: Ob als Mitglied, Förderer oder Besucher – wir laden Sie herzlich ein, Teil dieser besonderen Initiative zu werden und den Roten Turm gemeinsam mit uns zu einem Ort der Begegnung und Inspiration zu machen.
26.11.2024
Zum 70. Geburtstag der legendären Fit-Flasche wurde der Rote Turm in Chemnitz, das Vorbild für ihre ikonische Form, mit einer farbenfrohen Licht-Show in Szene gesetzt. Die Fit-Flasche, ein Klassiker unter den DDR-Alltagsprodukten, wurde bis 1967 im VEB Fettchemie Karl-Marx-Stadt produziert und ist bis heute ein Symbol für Chemnitzer Innovation. Die Lichtinstallation ehrte diese Verbindung von Geschichte und Design und begeisterte Bürger und Besucher gleichermaßen.
29.09.2024
Im Rahmen des Projekts „Light our Vision“ (LOV) zeigte sich der Rote Turm als strahlendes Symbol der Kulturhauptstadt Europas 2025. Mit einer beeindruckenden Lichtinstallation wurde das historische Wahrzeichen in Szene gesetzt und vorgeführt, wie Vergangenheit und Zukunft in Chemnitz verschmelzen. Die Beleuchtung macht nicht nur die historische Bedeutung des Roten Turms sichtbar, sondern verleiht der Stadt eine einzigartige nächtliche Atmosphäre und lädt Bürger und Besucher ein, Chemnitz in neuem Glanz zu erleben.
Light our Vision wird Chemnitz auch im Jahr der Kulturhauptstadt auf atemberaubende Weise illuminieren. Alle Infos zum Event stehen unter lightourvision.de zur Verfügung.